Wenn man in so kurzer Zeit so viel erlebt, kann man schon mal den Überblick verlieren, glaubt Ihr’s? Bei meinem letzten Blogbeitrag hab ich nämlich tatsächlich einen Wasserfall-Fund zu später Stunde des 20.07.2022 unterschlagen. Ich kann das nicht unerwähnt lassen, deshalb hol ich es hiermit nach: Es war schon 21 Uhr und wir waren immernoch „on the Road“ als ich auf unserer Route (Trans-Canada HWY) den Provincial Park "Kakabeka Falls" auf google maps entdeckte. Die guten Beurteilungen von ehemaligen Besuchern drängten darauf sich diesen Park nicht entgehen zu lassen. Der Park an sich war wirklich sehr klein, hatte keine Trails im üblichen Sinne, bot aber die Gelegenheit sich die Fälle von vielen verschiedenen Perspektiven anzusehen, was ich mega schön fand. Auch wenn ich aufgrund von Treppen nicht immer den optimalen Blickwinkel erreichen konnte, war es mal wieder das letzte Abendlicht das die Szenerie in einer träumerische Atmosphäre verwandelte.
Diese Kraft, diese Schönheit aber auch die Gewalt ist einfach faszinierend.
2 Stunden verbrachten wir damit uns berauschen zu lassen und verließen pünktlich um 22 Uhr den Parkplatz – Ende der Öffnungszeit. Die Nacht verbrachten wir auf einem nahegelegenen Truck-Stop am Highway. Mit der Zeit werde sogar ich mit den nächtlichen Stellplätzen weniger wählerisch, vor allem wenn man schon so viel schönes am Tag gesehen hat und hundemüde ist.
Und auch nicht jeder Tag ist vollgepackt mit tollen Orten… Dienstag, der 21.06.2022 war zum Beispiel so einer von dem es nichts aber auch nichts Spannendes zu berichten gibt. Es sei denn Ihr interessiert Euch dafür, wie verzweifelt wir manchmal auf der Suche nach WiFi sind. An diesem Tag war das nämlich unser einziges erklärtes Ziel: Internetverbindung zum Blogbeitrag veröffentlichen und Navi-System updaten. Dahingehend war es einer voller Erfolg. Obwohl! …bis heute ist der Blogbeitrag „Kanada wir kommen“ der am wenigsten gelesene Beitrag auf meiner Seite. Verstehe ich garnicht! 🤷♀️ Also bitte nachholen 😉
Am Mittwoch, dem 22.06.2022 verließen wir den Staat Ontario. Manitoba begrüßte uns mit besserem Wetter und weniger Stechmücken, ein guter Anfang! Leider hatte die Gegend zuvor auch sehr viel Regen abbekommen und so fiel der eigentlich geplante Ausflug in den „Whiteshell Provincial Park“ aufgrund von Überflutungen buchstäblich ins Wasser. Als Alternative hielten wir für einen Spaziergang am West Hawk Lake. Dabei kamen wir am dortigen Campingplatz mit seinen sehr großzügigen und schön gelegenen Stellplätzen inklusive Bärenfalle vorbei.
Vom See selbst hab ich keine Fotos da für meinen Geschmack viel zu viele Menschen drauf gewesen wären.
Anschließend setzten wir unsere Jagd auf Wasserfälle fort. Auf der Landkarte hatten die "Seven Sisters Falls" meine Aufmerksamkeit erregt. Ich war mir nicht ganz sicher, um was für eine Art Wasserfall es sich dabei handeln würde, fand dann aber heraus, dass die Seven Sisters Generating Station ein Wasserkraftwerk am Winnipeg River ist. Dennoch hatte ich keine Vorstellung. Wir parkten den Bus auf einem kleinen Schotterparkplatz als eine kleine Gruppe von Frauen in Blümchenkleidern mit einem kleinen Häupchen auf dem Kopf, gefolgt von ihren Männern in Baumfällerhemden und Hosenträgern auf den Bus zukamen. Ich witzelte, dass die Amish-Gemeinde wohl einen Ausflug macht. Tatsächlich sahen sie aus als kämen sie gerade vom Film-Set für "Unsere kleine Farm". Die Damen waren unerwarteterweise sehr aufgeschlossen und interessiert was das mit dem Bus so auf sich hat, wie er innen aussieht, wer wir sind, woher wir kommen und wohin wir wollen. Nach einer kleinen Roomtour erzählten sie auch von sich und ihrer Farmer-Community und woher sie alle stammen. Denn nur ein Teil der Gruppe war aus der Gegend um Seven Sisters Falls, der Rest war aus verschiedenen Regionen in ganz Kanada. Bevor wir uns verabschiedeten gab uns eine der Frauen ihre Adresse in Alberta. Falls unsere Route das zuließe wären wir herzlich eingeladen. Sehr nett, wie ich finde, aber wer weiß schon, wann es uns wohin verschlägt. Ich zumindest hab keinen blassen Schimmer.
Jetzt war es erst mal Zeit den Staudamm zu besichtigen, Die begehbare Brücke sah aus der Ferne unspektakulär aus, aber das tosende Wasser war schon von weitem zu hören.
Dort angekommen spürte man förmlich den Druck des Wassers, das durch die Schleusenkammern drängte. Lennox war sehr beeindruckt aber tapfer wie er ist, lief er trotzdem mit.
Nach ausgiebiger Betrachtung des Geschehens beschlossen wir dem Rat der "Waltons" (ich nenn die Farmer-Leute jetzt frecherweise mal so) zu folgen und zu Jennifer's Picnic zu fahren. Die Beteuerung, dass es dort die besten Wiener Schnitzel gäbe, machten uns neugierig. Wir fuhren zu dem beschriebenen Restaurant - wir würden eher Imbiss-Bude sagen -
und bestellten ein Wiener Schnitzel für Seb'
und ein Wasabi Chicken für mich.
Das "Schnellrestaurant" war sehr gut besucht und das Wasabi Chicken war die Empfehlung einer gut genährten Stammkundin. Ein guter Tipp! Als ich mich für ihren Ratschlag bedankte empfahl sie uns den "Whitemouth Provincial Park" zu besuchen. Da dieser quasi um die Ecke war, nahmen wir auch diesen Vorschlag gerne an. Der Park war vielleicht kein mega Highlight, aber die "shallow falls" waren dennoch ganz schön anzusehen.
Auf unserer Suche nach einem nächtlichen Stellplatz machten wir dann erstmalig Bekanntschaft mit der kanadischen Polizei. Irgendwann musste es ja passieren... allerdings hätte man(n) sich den Anlass verkneifen können. Seb' hat es mit den Dingern neben der Straße wo was draufsteht nicht so (genannt Schilder)... auch wenn es nur Zahlen sind. Ich kann das hier ruhig schreiben, er liest den Blog sowieso nicht und selbst wenn, ich sage ja nichts anderes als die Wahrheit! 🤷♀️ Ein junger Polizist stoppte uns also wegen "Speeding". 70 km/h waren erlaubt, 90 km/h hatten wir drauf. Zum Glück war der junge Polizist mega freundlich und ersparte uns ein Ticket. Stattdessen war er neugierig woher das Nummernschild (wir fahren mit unserem deutschen) herkommt und freute sich, dass er einen Blick in den Bus werfen durfte. Zum Abschied bekam er meine Visitenkarte und ich noch am gleichen Abend einen neuen Insta-Follower! 😊
Die Nacht verbrachten wir vor der geschlossenen Schranke des "Brokenhead Wetland Interpretive Trails" weil wir einfach nichts besseres gefunden hatten. Was soll's, es war spät und wir müde.
Am 23.06.2022 fuhren wir nach Winnipeg. Da wir beide keine Museumsgänger sind und keine Lust auf die Stadt selbst hatten, blieb es bei es bei einem Barber- und Wäscherei-Besuch bevor wir dieses mal Richtung Norden fuhren. Wir legten einen Stopp beim "Stephenfield Provincial Park" ein, wo Lennox während unseres Spaziergangs die Gelegenheit für eine Badeeinheit nutzte.
Bevor wir den Park wieder verließen ergriffen wir die Chance unser Schmutzwasser bei der "Dumpstation" abzulassen. Das machen wir wann immer sich die Chance bietet, denn es kostet nix und wir sind wieder etwas "leichter".
Für den nächsten Tag stand ein kleines Abenteuer auf dem Plan, für welches wir fast bis an die Grenze zur USA fahren mussten. Wir wollten in der Nähe des Ziels übernachten. Allerdings ist es schwierig einen Parkplatz zu finden wenn man auf endlos langen Schotterstraßen unterwegs ist, bei deren einzige Parkmöglichkeit private Grundstücke sind. Als wir die Schnauze voll hatten umher zu irren, hielten wir an einem der wenigen Häuser wo sogar Menschen zu sehen waren. Wir fragten ob sie einen Platz wüssten an dem wir für diese Nacht parken könnten. Sie waren relativ verhalten, bis einer sich erbarmte und uns anbot auf seinem Grundstück in der Nähe zu übernachten. Er fuhr vor, wir hinterher... ca. 5 km bis wir in einem Steinbruch ankamen. Er zeigte uns kurz wo wir stehen können, dann war er schon wieder weg. Es war nett, dass wir hier stehen durften.... aber da lob ich mir doch die Amis, die sind wesentlich aufgeschlossener und nicht so kurz angebunden wie die meisten Kanadier, denen wir bislang begegnet sind.
Egal die Nacht war still... bis der Regen auf's Dach trommelte und die Geräusche von Tieren kilometerweit im Steinbruch widerhallten... schaurig schön!
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