Es ist Montag, der 02.05.2022 und wir stehen in den Startlöchern um Skoolie endlich in Empfang zu nehmen. Also auf zum Pride Speditionsbüro im Dundalk Harbour. Die dortigen Formalitäten sind im Nu erledigt und so rufen wir den Escort-Service an, ohne den man nicht weiter ins Hafengelände rein kommt. Auf den warten wir fast 1 Stunde aber darauf kommt es jetzt auch nicht mehr an.
Sebastian fährt also mit dem Escort-Service zum Bus. Nach ca. 1,5 Stunden in denen Lennox und ich im Mietwagen gewartet haben, erblicke ich den Lila-Launebus im Rückspiegel. Ganz leise und unauffällig hat er sich heran geschlichen. Leise nur deshalb weil das sonst so unsagbar laute Gepiepse des Rückwärtsgangs seit einer Weile nur noch an und ab ertönt… warum weiß der Geier. Diesmal vermisse ich es!
Seb‘ kommt jedenfalls freudestrahlend um die Ecke und berichtet mir von der ganz unkomplizierten Übergabe im Hafengelände. Nur anspringen wollte Skoolie nicht und musste überbrückt werden. Im und am Skoolie war alles wie wir ihn übergeben hatten. Keine Macken, keine Dellen und Beulen, kein fehlendes Inventar. Fast zu schön um wahr zu sein.
Guter Dinge räumen wir also im Handumdrehen den Mietwagen leer… bis auf meinen Schwerbehindertenausweis, der sich in eine Ritze der Mittelkonsole verabschiedet hat und somit nicht mehr auffindbar ist. Er wird wohl für immer verschollen bleiben. Sei’s drum, Skoolie ist da und das Abenteuer kann los gehen. Ehrlich gesagt geht das Abenteuer schneller los als mir lieb ist, denn nun muss ich meine ersten Meter auf amerikanischem Asphalt fahren.
Seb‘ fährt mit dem Mietwagen zur Abgabestation vor und ich hinterher. Rund um den Hafen ist extrem viel Verkehr, die Straßenbeläge eine Katastrophe und ich nicht ganz so cool, wie ich gerne wäre. Dennoch, es rollt und das 1. Etappenziel Abgabestation bzw. die gegenüberliegende Tankstelle erreiche ich ohne Zwischenfälle.
Als Seb‘ von der Mietwagenfirma zurück kommt, bitte ich ihn trotzdem – feige wie ich bin- das Steuer vorerst zu übernehmen. Voller Zuversicht plane ich unsere Strecke in Richtung West Virginia, aber vor allem erstmal raus aus dieser unsäglichen Stadt. Alles läuft gut, bis Seb‘ plötzlich feststellt, dass die Voltanzeige langsam aber sicher unter 12 V fällt, d.h. die Lichtmaschine die Batterie nicht mehr lädt… Kein gutes Zeichen! Fleißige Leser erinnern sich wahrscheinlich, dass wir kurz vor der Verschiffung des Busses schon Probleme mit der Lichtmaschine hatten und wir diese in einer Fachwerkstatt haben reparieren lassen, da eine Spule kaputt war. Nun also wieder die Lichtmaschine? Irgendwas ist doch hier faul. Wir fahren eine Weile weiter und hoffen, dass vielleicht nur die Anzeige hängt, aber ein Blick auf unser Bedienpanel, dass ebenfalls die Batterieladung anzeigt, bestätigt die Befürchtung. Scheiße, was nun?
Eigentlich hatte ich nicht vor nach noch nicht einmal 50 gefahrenen Meilen schon die erste Werkstatt aufsuchen zu müssen. Aber was bleibt uns anderes übrig? Wir fahren also auf einen Parkplatz um im Internet nach jemandem zu suchen, der uns kurzfristig wieder auf die Straße bringen kann. Gar nicht mal so einfach, denn zwischenzeitlich ist es 16 Uhr nachmittags und viele machen bereits um 16-17 Uhr Feierabend. Wir telefonieren ein paar Werkstätten ab, zunächst ohne Erfolg. Schließlich landen wir bei A&M Diesel, die Firma hatte gute Bewertungen, ist nur ca. 16 km entfernt, hat bis 21 Uhr geöffnet und ist vor allem gewillt uns zu helfen. Die Fahrt dorthin ist ein bißchen wie auf rohen Eiern laufen… immer mit der Angst im Nacken gleich stehen zu bleiben. Aber wir schaffen es an die angegebene Adresse. Doch von der Firma keine Spur, kein Firmenschild, kein Gebäude das nach Werkstatt aussieht, ist ersichtlich. Ein erneuter Anruf bei der Firma bestätigt aber die Vermutung, dass wir in die Auffahrt am Anfang der Straße fahren müssen. Es sieht zwar mehr nach Sandgrube als nach einer Fachwerkstatt aus, aber egal. Wieder einmal bin ich froh, dass ich Seb‘ das Steuer überlassen hab. Denn ich wäre da nie im Leben rein und wieder rausgekommen. Es ist auch keine Einfahrt, noch nicht einmal ein Hinterhof… ich weiß gar nicht wie ich es beschreiben soll. Es ist eine Zumutung! Dennoch, der Chef und einige seiner Leute kommen sofort und checken die Spannung an der Lichtmaschine; sie produziert viel zu wenig.
Es muss eine neue her. Der Chef verspricht eine zu besorgen. Was in Deutschland undenkbar ist, an einem Tag eine neue Lichtmaschine aufzutreiben, scheint hier zumindest möglich zu sein. Und tatsächlich nach ca. einer ¾ Stunde kommt ein Mitarbeiter mit einem Karton um die Ecke.
Die alte Lichtmaschine ist schnell ausgebaut, aber beim Einbauen der neuen hapert es.
Sie passt nicht. So ein sch….! Die Mitarbeiter probieren ein bißchen rum, aber gaben nach einer Weile auf. Irgendwann kommt der Chef wieder um die Ecke, verschafft sich einen Überblick und erklärt die Sachlage. Die neue Lichtmaschine passt nicht in die Aufhängung der Alten, daher 2 Möglichkeiten: 1. bis morgen warten und er versucht eine passendere zu finden oder 2. die Aufhängung passend machen. Ich entscheide mich für was nicht passt, wird passend gemacht!
Die erste Skepsis dieser Firma gegenüber ist mittlerweile verflogen; sie machen einen super Job! Nach nicht einmal 2 Stunden und mit neuer Lichtmaschine sind wir wieder auf der Straße. 600 Dollar ärmer aber um eine positive Werkstatterfahrung reicher, setzen wir unsere Fahrt fort. Da es mittlerweile schon abend ist und wir bislang weder was zu essen noch zu trinken eingekauft haben, peilen wir für den Tag nur noch einen Campground in ca. 23 Meilen Entfernung an, allerdings mit Zwischenstopp bei einem Supermarkt um das nötigste zu besorgen. Wir kaufen also Lebensmittel und Gasflaschen ein, um zumindest den Kühlschrank in Gang bringen zu können. Dank des eigens mitgebrachten Adapters für die amerikanischen Gasflaschen können wir zumindest die Mission „Kühlschrank“ erfolgreich beenden. Allerdings ist es mittlerweile so spät und wir so müde, dass wir beschließen die erste Nacht tatsächlich auf dem Parkplatz vom Walmart zu verbringen.
That’s life!
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