Gerade noch bei strahlendem Sonnenschein auf der Parkland Ranch den Bus geputzt und die Sauberkeit genossen, so war das Kapitel ruck zuck wieder beendet. Donnerstag, der 30.06.2022 war der Anfang der Serie einiger wettermäßig sehr durchwachsener Tage. Aber mit dem Sonnenschein im Herzen bla bla bla… Ihr wisst schon! 😉
Ehrlich gesagt, weiß ich schon garnicht mehr wo wir diesen Tag genau verbrachten außer auf der Straße. Was ich jedoch (dank google Timeline) weiß, ist dass wir an diesem Tag die Grenze von Manitoba nach Saskatchewan (Kanada) überquerten und insgesamt 300 km zurück gelegt hatten. Am darauffolgenden Tag fuhren wir weitere 260 km bis in den Prince Albert Nationalpark, der mich zurückblickend an unseren Besuch im Riding Mountain Nationalpark in Manitoba erinnert, was ehrlich gesagt ein Reinfall war. Auch hier spielte sich das ganze touristische Leben am See (Waskesiu Lake) ab, viel zu viel Trubel nach unserem Geschmack. Eine kurzes Bad für Lennox war dennoch drin.
Viel Ausweichmöglichkeiten gab es ansonsten dank des sehr verregneten Sommers in Kanada nicht. Wir versuchten unser Glück auf einigen Trails, gaben uns jedoch letztendlich geschlagen, einfach zuviel überflutet und höchstens was für „Tough Mudder“ Fans. Für die Nacht hatte ich einen Stellplatz über harvesthosts.com bei einer Pferderanch klar gemacht, diese lag am westlichen Rand des „Prince Albert“ und von dort aus wollten wir am nächsten Tag zum Valley wo wildlebende Bisons Zuhause sein sollen.
Mit unbefestigten Straßen waren wir mittlerweile zwar schon vertraut, doch 90 Kilometer durch die nasse Schotterprärie war schon eine Herausforderung. Zumindest gab es die ein oder andere interessante Begegnung unterwegs.
Es war früher Abend als wir auf der Sturgeon River Ranch ankamen; kein Vergleich zur schönen Parkland Ranch von Judith. Der Hof war ziemlich zugestellt und dadurch relativ unübersichtlich. Die riesigen Pferdekoppeln lagen im Tal und die Pferden waren von weitem zu sehen.
Der Besitzer war nicht da und so parkten wir einfach irgendwo wo wir dachten nicht im Weg zu sein und halbwegs gerade standen. Kurz darauf kam der Besitzer in seinem Truck angerauscht; er war ungefähr in meinem Alter und ein ganz schön aufgedrehtes Kerlchen names John. Er hatte vergessen, dass wir wegen einem Stellplatz geschrieben hatten, weil ziemlich viel los sei an diesem (Happy Canada Day) Wochenende, aber wir könnten ruhig so stehen bleiben. Er wollte den Bus unbedingt näher begutachten, was wir ihm natürlich nicht verwehrten, obwohl ich mich insgeheim schon mit meiner Wärmflasche eine kuschelige Abendruhe eingestellt hatte. Dennoch, man möchte ja nicht unhöflich sein. Wir gewehrten Johnny und seiner französischen Volontärin eintritt und er erzählte von seinem Hof und dass sie Ausritte und Kutschfahrten anbieten, leider für dieses Wochenende jedoch ausgebucht seien. Wir fragten wie weit es genau bis zu den Bisons ist und ob er denkt, dass es mit meiner Genny machbar sei. Es folgte die Probe aufs Exempel…
und das „go“ für den Trail zu den Bisons.
Am nächsten morgen waren wir guter Dinge und schon früh auf dem Parkplatz beim Valleyview Trail. So elegant wie immer (nicht!) schwang ich mich aufs Segway als die vordere Stütze nachgab und Genny mit mir nach vorne kippte. Oh oh, kein gutes Zeichen. Nach mehrfachen vergeblichen Versuchen die Stütze einrasten zu lassen und Genny zu starten, war klar: das wird so nix! Also erstmal Boxenstopp.
Die Problemanalyse ergab: eine Schraube ist abgebrochen und eine weitere fehlt komplett.
Upsi, nicht die beste Voraussetzung für einen Ritt zu den Bisons. In alter McGyver Manier fand Sebastian jedoch die Lösung in einer noch vorhanden Ikea Schraube, die zwar eigentlich nicht passte, aber dann eben passend gemacht wurde. 2 Stunden später waren wir endlich auf dem Weg zu den Hornträgern. Doch der Blick über das vielversprechende Tal war leider ernüchternd - keine Büffel weit und breit.
So schnell wollten wir allerdings nicht aufgeben und gingen zu dem Kutschenweg. Der wiederum hatte eine geschlossene Schranke zu bieten. Kein Problem für Füßgänger, die sich einfach dran vorbei quetschen können. Für mich allerdings eine neue Herausforderung, da auf der einen Seite ein Graben und auf der anderen ein Bäumchen neben der Schranke war.
Ich war skeptisch, dass ich da durch passe aber ein Versuch wars wert.
Mit Erfolg!
Wir wanderten anschließend gut mehr als eine Stunde auf dem Kutschenpfad, der an einen weiteren Aussichtspunkt führen sollte, doch so weit kamen wir nicht. Der Regen der vergangenen Tage und Wochen machte uns mal wieder einen Strich durch die Rechnung und wir kehrten erfolglos um.
2 Stunden Pitstop, 2 Stunden durch den Wald ..und wofür? Für die Erfahrung!
Um in die kanadische Zivilisation zurück zu kehren fuhren wir einen Teil des Weges zurück auf dem wir gekommen waren. Die Schotterstraßen waren mittlerweile ganz gut abgetrocknet, sodaß dem schönen matschigen Teint des Busses noch eine tolle Staubschicht hinzugefügt wurde.
Der Mückenfriedhof auf der Frontscheibe fiel da schon fast nicht mehr auf. Zumindest solange nicht, bis dir eine Bärenbande vor den Bus läuft und du beim ranzoomen die zermatschten Überreste der Fliegen 🦟🪰 scharf stellst, statt die süßen Bärenjungen 🐻🐻 die 20 Meter vor dir die Straße überqueren.
Zumindest bei der späteren Sichtung einer eingezäunten Büffelherde konnten wir die Bustür öffnen und so nur die gewünschten Tiere fotographisch in Szene setzen.
Nach ingesamt an diesem Tag zurück gelegten 241 Kilometern folgte nur noch eine grobe Planung der Nationalparks in Alberta und British Columbia.
Am darauffolgenden Tag ließen wir den Staat Saskatchewan hinter uns. Wir fuhren zum ersten angepeilten Park auf unserer Liste, dem Elk-Island-Nationalpark in Alberta und setzten unsere Jagd auf Bisons fort. Das Prospekt versprach eine „Bison Loop Road.“ Aufgrund unserer grenzwertigen Erfahrung im „Great-Smoky-Mountain“ versicherten wir uns vorher, dass diese Einbahnstraße auch für RV’s (Recreational Vehicles) also große Fahrzeuge geeignet ist. Da dem so war traten wir die max. 1-2 kilometerlange Fahrt an; der geteerte Weg führte durch ein Wald- und Wiesenstück… Am Ende des Rundweges war lediglich ein einsames Bison zusehen, das sich von den Fahrzeugen, die neben ihm hielten nicht beeindrucken ließ und einfach stumpf vor sich hin graste. Magere Ausbeute - aber immerhin!
Als nächstes wollten wir den Hayburger Trail erkunden, er war als flach beschrieben und man könne dort Bisons und Elchen begegnen. Wir begegneten allerdings nur getrockneten Bisonfladen, durchsumpften Trampelpfaden bis hin zu einer gefluteten und mit Treibholz übersäeten Brücke, die uns zur Umkehr bewegte.
Also gut, dann auf zum 6 km Shoreline Trail am Astotin Lake, wo der Bär tobte, allerdings auf indisch. Mir war nicht bewusst wieviele Menschen aus Indien oder mit indischer Abstimmung in Kanada leben, aber dort wo was los ist, ist es quasi nicht zu übersehen.
Der Weg am See entlang war schön, wenn auch nicht besonders aufregend. Zumindest hatte Lennox genügend Auslauf.
Für die Nacht parkten wir in einem kleinen Örtchen namens „Lamont“ auf einem ruhigen Parkplatz in guter Gesellschaft.
Für den darauffolgenden Tag, Montag (04.06.2022) waren wir etwas planlos, bis ich die Nachricht von Shawn erblickte. Shawn und seine Frau fuhren am Tag zuvor mit ihrem Auto hinter uns, als wir zum Elk-Island abbogen, hatten meinen QR-Code gescannt und mir daraufhin auf Instagram geschrieben. Neben vielen Nettigkeiten waren sehr hilfreiche Tipps und Empfehlungen für die Umgebung von Edmonton enthalten. Unter anderem aber auch eine Warnung für die High Level Bridge of Edmonton, die anders als der Name vermuten lässt, nicht für hohe Fahrzeuge wie unseres geeignet wäre. Und wo landeten wir bei unserer Fahrt? Wie könnte es anders sein als vor genau dieser Brücke. Als das Schild mit 3,20 m Höhenbegrenzung kam, war es schon zu spät.
Es gab keine Möglichkeit mehr noch abzubiegen. Blöd, wenn einem bewusst wird, dass das eigene Fahrzeug genau 3,20 m misst. Ich hielt am linken Straßenrand um den Verkehr hinter uns nicht völlig zum Erliegen zu bringen. Seb’ beschloss auszusteigen und sich das mal genau anzusehen. Als er zurück kam wollte ich freiwillig meinen Platz auf dem Fahrersitz räumen, doch er meinte er winke mich durch. Es gab 2 knifflige Stellen, an denen es höhenmäßig eng werden könnte. Da die Option andersrum (ich aussteigen und ihn lotsen) nicht zur Verfügung stand, ergab ich mich meinem Schicksal. Ein bisschen Nervenkitzel am Morgen, vertreibt Kummer und Sorgen!
Der kleine Fußmarsch zur Fort Edmonton Footbridge beruhigte schließlich mein Gemüt.
Der anschließende Ausflug zum Aussichtspunkt „The End of the World“ ließ uns hingegen nur müde schmunzeln, hatten wir uns doch eine spektakulärere Aussicht vorgestellt.
Dennoch, wir hatten viel erlebt die letzten Tage und das sah man (wie schon erwähnt) dem Bus auch an. Ich wollte meinen lila Skoolie zurück. Ein Truck-Wash bzw. Seb’ erledigte das. Mission Dirty and Dusty - over and out! ... vorerst!
Ein fettes DANKE gilt an dieser Stelle der lieben Kim für den überaus passenden Titel dieses Kapitels! Sie ist eine meiner fleißigsten Leserinnen und trifft den Nagel immer auf den Kopf. Kimmy - Du bisch subba 😘
Dank dir mein Schatz!!!